Artikel zur nationalen Bauerhebung 2018

5. März 2019

An den Bauerhebungen lassen sich Rückschlüsse auf die Bedürfnisse der Gesellschaft und der Wirtschaft ablesen. Doch die regionalen Unterschiede in den ländlichen Gebieten und Städten sowie Sprachgebieten haben stark zugenommen. Nationale Trends und Entwicklungsprognosen sind schwierig geworden.

Tabelle Quartalserhebung Baugesuche 2018

Bauwirtschafts-Bericht 2018

2018 weist die Bauerhebung der Schweiz im Hochbau mit 54’000 national eingereichten Baugesuchen 0,4 % mehr Gesuche aus als 2017. Obwohl sich – nach dem substanziellem Rückgang im Jahr 2017 – die Schweizer Nettozuwanderung aus EU-Ländern 2018 gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) um weitere 11 % auf 31’250 Personen reduziert hat, wurden 2018 im Wohnungsbau schweizweit weitere 49’000 Wohneinheiten baubewilligt. Die Baugesuche in den Hochbausparten Industrie, Gewerbe, Spitäler, Handel und Verwaltung verzeichnen im 4. Quartal 2018 einen substanziellen Rückgang.

Weniger neue Büros, Um- und Anbauten

Der Rückgang der Bausumme von schweizweit -6,1 % gegenüber 2017 begründet sich einerseits durch die stark rückläufigen Baugesuche im Segment Büro-Neubau (-10 % Baugesuche und – 44 % Bausumme) andererseits zu einem grossen Teil durch die Bekanntgabe der nach unten korrigierte Wachstumsprognose BIP für das Jahr 2019.

Zurückhaltung grösserer Baugesuche im 4. Quartal

Die Zurückhaltung der Bauinvestoren für die Baueingaben von grösseren Baueingaben betrifft vor allem den Industrie- und Gewerbesektor. Deutlich zurückgegangen ist die Bausumme für die baulichen Veränderungen am bestehenden Schweizer Gebäudepark. Der grösste Rückgang der Umbauquote im 4. Quartal 2018 verzeichnet der Kanton Genf mit einem Anteil auf 16,5 % (national 28,9 %).

Diagramm Regionale Anteile Baugesuche 2018

Überkapazitäten und Marktrisiken

Wie bereits 2017 zeichnet sich im Jahr 2018 ein Überangebot von Wohnimmobilien – speziell im Segment Rendite-Liegenschaften – ab. Die Schweizer Nationalbank SNB verweist 2018 in Ihrem Finanz-Stabilisierungsbericht auf die Risiken im Hypothekar- und Immobilienmarkt hin. Der Schweizer Baumeisterverband SBV erachtet eine Korrektur der Wohnbautätigkeit mittel- bis langfristig als unausweichlich. Die überaus intensive Bauwirtschaft der letzten 10 Jahre hat sich rasant auf das ausgewiesene Hypothekarvolumen der Schweiz ausgewirkt: im Juni 2018 wurde die Billionengrenze überschritten, die Hypothekarbanken verwalten zusammen gegenwärtig ein Kapital von über CHF 1’000’000’000’000.- .

Erhöhung der Leerstand-Quote um 13%

Gemäss Bundesamt für Statistik BfS standen bis Mitte 2018 schweizweit 72’300 Wohnungen leer. Rund 60’000 geht auf das Konto von Mietwohnungen. Das entspricht gegenüber 2017 eine Zunahme von 8020 Einheiten (+13 %). Nach wie vor werden Investitionen an Orten mit geringer Nachfrage getätigt. Speziell zu erwähnen sind die sehr starken Unterschiede zwischen den Städten, der Landschaft und den Regionen. Während einzelne Mittellandgemeinden eine zweistellige Leerstand-Quote ausweisen, sind in den Städten vor allem 4-Zimmerwohnungen für Familien im günstigen Segment bis 2000 Franken Mangelware. Die Spitzenwerte der Leerwohnungs-Ziffern weisen die Kantone Solothurn (2,98 %) Aargau (2,56 %) und Jura (2,56 %) aus. Am Schluss der Rangliste sind die Städte Lausanne (0,7 %) das Kleinbasel und Genf (0,6 %) Bern (0,5 %) und  Schlusslicht Zürich mit 0,2 %.

4058 Basel, 16. Februar 2019 / Baufamilie A.Kost

Quellen:
– Bundesamt für Statistik BfS
– Bauinfo-Center Docu-Media Schweiz
– Schweizer Nationalbank (SNB)
– Schweizer Baumeister-Verband SBV
– Hauseigentümerverband HEV